Fahrstreckenbeschreibung

Los geht's von Cali im Cauca-Tal

Irgendwo fängt jede Tour einmal an. Wer nicht in Kolumbien wohnt, muss dort erst ankommen. Diese Rundtour durch Kolumbien beginnt deshalb in Cali, einer zweieinhalb Millionen-Stadt im Südwesten Kolumbiens auf 1000 Meter Meereshöhe. Cali ist wirtschaftlich und formal die Hauptstadt des Departements Valle del Cauca. In diesem Tal wird die Rundreise Anfang und Ende nehmen. Die Stadt wurde 1536 gegründet und gilt als Welthauptstadt des Salsa. Gleichzeitig ist sie die gefährlichste Stadt Kolumbiens mit einer Mordrate von 45 je 100.000 Einwohner. Durch die Nähe zum Äquator gibt es in Cali keine Jahreszeiten und die Durchschnittstemperatur liegt bei angenehmen 26 Grad.
Hier gibt es nicht nur einen internationalen Flughafen, sondern auch eine breite Auswahl an Unterkünften. Vor allem gibt es hier eine Motorradinfrastruktur mit Verleihern, Verkäufern, Werkstätten und Tourguides.

Hoch nach Salento

Mit der Drahtseilfähre über den Río Cauca
Mit der Drahtseilfähre über den Río Cauca

Von Cali fährt man etwa acht Stunden über gut 270 Kilometer in das einen Kilometer auf 1895 m gelegene Salento. Das Cauca-Tal haben wir damit genauso verlassen, wie das gleichnamige Departement und sind nun in der kolumbianischen Kaffeeanbauregion Quindío. Auf dieser Etappe kreuz die Tour das erste Mal ein Gewässer. Das geschieht mit einer Drahtseilfähre, die allein von der Strömung auf die andere Seite gedrückt wird. Dort ist das Herunterfahren von der Fährrampe auf einer schmalen Spur lehmiger Erde bergauf die erste Bewährungsprobe. Etappenziel ist die Gemeinde Salento in der Zentralkette der Anden. Sie hat nur etwas mehr als 7000 Einwohner, wurde erst 1842 gegründet und wirkt mit den hohen Gehsteigen, wie eine tropische Westernstadt. Die Straßen sind oft steil, gesäumt mit offenen Ladengeschäften für einheimisches Kunsthandwerk, denn Salento ist auch kolumbianischen Touristen einen Besuch wert. Das Essen ist ausgezeichnet. Wer schon jetzt aus dem kulinarischen Trott von Reis und Bohnen, die uns auf dieser Reise unausweichlich oft begegnen werden, ausbrechen möchte. Kann sich in das oben offene Labyrinth des Camino Real-Restaurants wagen. Dort kann man sich an die ausgezeichneten, gewaltigen Burger Kolumbiens herantasten und wer nach scharfem Aji (Chilisauce) fragt, findet hier den schärfsten Dip der ganzen Reise. Aber Vorsicht: Toiletten sind auf der nächsten Etappe rar. Ich übernachte im Hotel Salento Real. Dort gibt es eine Tiefgarage, in der man das Motorrad sicher und trocken abstellen kann. Die um einen mehrstöckigen überdachten Innenhof angelegten Zimmer sind landestypisch rustikal eingerichtet und haben ein eigenes Bad. Wer schon am frühen Nachmittag dort ankommt und noch etwas Kraft übrig hat, kann nach Osten dem Quindío-Fluss folgen und in das Cocora-Tal hineinfahren, um die einzigartigen, turmhohen Wachspalmen zu sehen, die Alexander von Humboldt auf seiner Südamerika-Expedition als erster Europäer beschrieb und die seit einiger Zeit Kolumbiens Nationalbaum sind.

Coffee to go und über die Anden nach Honda

Nicht nur in Bezug auf die Höhenmeter geht es auf der zweiten Etappe der Vuelta Colombiana steil nach oben. Auch der fahrerische Anspruch steigt. Denn der erste Streckenabschnitt führt auf einem groben, mit großen, runden Feldsteinen gepflasterten Feldweg von Salento etwa 150 Meter hinab an die sanften Hänge des vom Quindío-Fluss geformten Tales.

Dort liegt die Finca El Ocaso. Eine Kaffeeplantage mit Familientradition, auf der Wert auf die Kaffeekultur und deren Vermittlung gelegt wird. Mein Anspruch an alle meine Reisen ist es, die Regionen nicht nur zu durchfahren, sondern möglichst viel davon mit darüber hinaus gehenden Erlebnissen zu verbinden und so ein bisschen mitzunehmen. Ohnehin wäre es eine Unverfrorenheit, eines der berühmtesten Kaffeeanbaugebiete der Welt zu besuchen, ohne nicht wenigstens einen Vormittag etwas über Anbau, Ernte, Verarbeitung und Zubereitung zu erfahren. Mit dem hier erworbenen und mit echtem Herzblut für die Sache des Kaffees vermittelten Wissen ist man dann auch in den Fachsimpeleien deutscher Möchtegern-Baristas in der Pole-Position.
Mit ausreichend Koffein im Blut führt die Strecke über die Nationalstraße 29 zuerst in das auf 1400 m Höhe gelegene Pereira und ab da weiter auf der rennstreckenartigen Nationalstraße 50 in abwechselnden Link- und Rechtskurven. Spätestens hier kann man die Mittagsrast machen, sollte sich aber nicht zu sehr in das Stadtinnere wagen, denn die Stadt hat eine „abrupte Topografie“ mit vielen Graten und steilen Hängen. Im dichten Verkehr ist hier schnell unnötig viel Zeit vertan.

Blindflug auf der anderen Seite der Anden
Blindflug auf der anderen Seite der Anden

Diese Zeit werden wir noch brauchen, denn mit 230 Kilometern von Salento bis zum Etappenziel Honda ist sie heute nicht der längste Streckenabschnitt, aber der langwierigste. Je nach den Wetter-, Sicht- und Verkehrsbedingungen kommt man hier nur langsam voran und die Fahrt dauert schnell bis nach Sonnenuntergang. Im Dunkeln zu fahren sollte man in Kolumbien möglichst vermeiden, denn allein die Gefährdung im Straßenverkehr nimmt dann erheblich zu. Ehe man sich versieht ist man hier auf über 3000 m Höhe und hat damit den Gipfel der Zugspitze unter sich. Von West nach Ost überqueren wir jetzt die mittlere Anden-Kordillere. Auf der Passhöhe Alto de Letras in 3680 m Höhe lohnt es sich Halt zu machen. Wer hier sein Motorrad ein bisschen schieben muss, merkt schnell, dass die Höhenluft körperliche Ansprengung beschwerlicher macht, als noch am Morgen zwei Kilometer tiefer. Mit Blick nach Süden lässt sich in etwa 15 Kilometer Entfernung der schneebedeckten Gipfel des zweithöchsten aktiven Vulkans der Nordhalbkugel sehen. Der Nevado del Ruiz ist 5321 Meter hoch. 2012 ist er das letzte Mal ausgebrochen.
Das Besondere an den drei langgezogenen Andenkordilleren ist, dass auf der jeweils anderen Seite meist ein völlig anderes Mikroklima herrscht. Schon die eigene Empfindung gebietet es oben auf der Alto de Letras eine zusätzlicher Kleidungsschicht anzulegen. Auch Nässeschutz empfiehlt sich mit Blick auf die dichten Wolkenschwaden an den Hängen im Westen. Dort kleben dicke, bauschige Cumulus-Wolken an den Bergflanken. Zwangsläufig müssen sie beim Abstieg durchfahren werden, wobei die Sicht auf nur noch wenige Meter reduziert ist. Ist die Wolkenuntergrenze aber einmal erreicht, können wir uns sowohl der wärmenden Unterjacke als auch der Regenkleidung wieder entledigen. Jetzt wird es mit jedem Meter, den das Etappenziel Honda näher rückt. Dort ist es wieder tropisch und schwül-heiß. Die Wärme bleibt uns auch die nächsten Tage erhalten. Der berühmte Expeditionsforscher Alexander von Humboldt übernachtetet in Honda im Casa Virreyes. Das war im Jahr 1801 das beste Haus am Platz im Zentrum des Amüsier- und Rotlichtviertels. Heute steht das Haus leer, doch nebenan im Hotel Posada Las Trampas mit sicherem Innenhof für das Motorrad, kleinem Pool zum Abkühlen und Restaurant zum Stärken braucht man auch heute auf nichts zu verzichten.

In die Wüste

Honda bei Sonnenaufgang
Honda bei Sonnenaufgang

Die Stadt Honda hat nur 23.000 Einwohner aber eine 500-jährige Geschichte. Ihre Blütezeit erlebte sie im 19. Jahrhundert, als der Río Magdalena, die einzige Verbindung zwischen der Karibikküste und Bogotá war, so dass alle Waren im Flusshafen von Honda umgeschlagen werden mussten. Auch heute ist die Stadt so sehenswert, um hier einen Tag lang zu verweilen. Wer sich diese Zeit nicht nehmen möchte, sollte am nächsten Morgen trotzdem zügig frühstücken und dann noch ein wenig durch die spanische Kolonialarchitektur der Altstadt von Honda spazieren. Morgens sind die Temperaturen zwar schon ordentlich, aber noch erträglich. Auf dem Weg zur Puente Navarro bis zur Markthalle und zurück zur Unterkunft lassen sich nicht nur Handel und Wandel der vergangenen Jahrhunderte erspüren sondern auch die Wasservorräte aufstocken. Denn davon wird man einiges brauchen. Zügig sollte jetzt das Motorrad startklar gemacht und die Etappe des heutigen Tages begonnen werden, bevor die Temperaturen noch weiter steigen, denn 266 Kilomerter nach Süden sind heute zu bestreiten. Am Westufer des Río Magdalena fahren wir sehr lange oft schnurgeradeaus. Wir verlassen das Departement Tolima und sind nun Huila, wo wir kurz hinter der Mündung des Río Patá in den Río Magdalena mit einer kleinen Fähre auf die andere Seite des Stromes wechseln. Im nächsten Örtchen La Victoria können wir bei einem kurzen Boxenstopp am örtlichen Lebensmittelladen kurz verschnaufen. Ab jetzt beginnt ein herrlicher Offroad-Spaß, mit kurvigen Schotterpisten, Bachdurchfahrten mitten vor der Kinokulisse der Tatacoa-Wüste. Meterhohe Kakteen und bizarre Erosionsgesteine prägen sie. Hier fühlen ich mich wie auf einer Enduro-Trainingsstrecke. Jetzt ist es auch nicht mehr weit schon bald ist Villa Vieja am Rande der Tatacoa-Wüste erreicht. Der Familienbetrieb Hotel Villa Paraiso ist eine Oase in der Oase. Zu lange sollten wir dort trotz der Erleichterung über das Erreichen des Tagesziels nicht Verweilen. Eine kalte Dusche und ein frisches T-Shirt müssen genügen, um den magischen Sonnenuntergang in der Wüste nicht zu verpassen. Am Ortseingang von Villa Vieja gibt es genau eine Straße, die nach Westen und in die Wüste führt. Dort können wir uns nach Belieben einen Ort für uns suchen und darauf warten, dass die Sonne die Anden-Kette im Westen in goldenes Licht taucht.

Durch den Dschungel

Durch den grünen Tunnel
Durch den grünen Tunnel

Gestern war weitgehend ebenes Schottern in der Wüste angesagt. Heute wird der 290 Kilometer lange Streckenabschnitt nach San Agustin wieder sportlich. Aber auf anderem Untergrund. Wir bleiben im Tal des Río Magdalena und quälen uns durch den Stadtverkehr von Neiva, fahren auf der Nationalstraße 45 tiefer nach Süden bis auf der rechten Seite der Betania-Stausee erscheint. Am südlichen Ende der Wasserfläche queren wir wieder den Magdalena-Fluss über eine Brücke und fahren hinauf in die Berge des Nationalparks Nevado del Huila auf der Nationalstraße 24. Hinter La Plata wechseln wir dann wieder ins Offroad-Fach. Die Straße wird zu einem breiten Feldweg unbd ist abwechselnd grober Kies oder Matsch aber immer mit wassergefüllten Schaglöchern übersät. Dabei hat sie so enge Kurven und ist so steil, dass man trotz Motorbremse ständig bremsen muss. Hier oben im dichten Wald kommt dann auch das erste Mal Dschungel-Feeling auf. Das Gebiet wurde im jahrzehntelangen Konflikt auch von der Guerilla kontrolliert. Nach dem Friedensschluss von 2016 hat nun das Militär hier oben das sagen und so begegnen uns hier auch kleine Einheiten der Armee. Die halten uns aber nicht lange auf, allerdings muss man mit ständigen kleinen Baustellen auf der Strecke rechnen, die die Straße bis zu einer halben Stunde komplett sperren. Hier hilft dann nur Geduld.
Irgendwann ist dann das Etappenziel San Agustin erreicht. Um den kleinen 34.000-Einwohner-Ort herum sind mystische Felsskulpturen einer untergegangenen Kultur über mehrere Quadratkilometer zu finden, die UNESCO-Weltkulturerbe sind. Der Ort hat dadurch etwas mehr touristische Infrastruktur und eine größere Auswahl an Unterkünften und Restaurants. Eine abgeschlossene Garage zum sicheren Abstellen der Motorräder hat zum Beispiel das Terrazas de San Agustin Hotel. So sensationell und köstliche und deshalb unbedingt empfehlenswert ist der 9-stöckige „La Ranchera“-Burger im Restaurant La Gata Parilla. San Agustín ist die zweite der möglichen Stationen der Vuelta Colombiana, an denen es sich lohnt einen Tag Auszeit nehmen. Wer sich dann mit der nötigen Muße mehr mit den Kulturschätzen der Gegend beschäftigen möchte, sollte unbedingt auch La Chaquira besuchen. Hierfür ist allerdings etwas körperliche Fitness gefordert, denn es geht bis hinab an den Rand der Schlucht, durch die der hier noch junge Río Magdalena fließt. Auf dem gegenüberliegenden Hang kann man die an die Wand des Canyons geklebten Avocado- und Kaffeefelder sehen. Vor allem aber wird klar, warum Menschen schon vor tausenden Jahren diesen Ort als magisch begriffen und auch hier die Reliefs ihrer Gottheiten in den Fels geschlagen haben.

Tanz auf dem Vulkan


Heute ist der Tag, an dem die mittlere Andenkette ein zweites Mal zu überqueren ist. San Agustín liegt bereits im Nationalpark des Puracé-Vulkans. Auf über 3000 Meter werden wir heute auf der einer anspruchsvollen Piste und bis auf 10 Kilometer an den aktivsten, 4756 Meter hohen Vulkan herankommen. Fast die ganze Strecke verläuft Nationalstraße 20. Nur 136 Kilometer liegen heute vor uns, aber die haben es in sich. Denn die Straße ist kaum als solche zu bezeichnen. Tiefe, wassergefüllte Schlaglöcher, felsiges Geröll und loser Matsch prägen sie über weite Teile. Hier oben regnet es oft, was das Geröll noch rutschiger macht. Riesige Lastwagen quälen sich in Schrittgeschwindigkeit um die Kurven. Für Mensch und Material ist dieser Teil zermürbend. Wer hier noch nicht gut im Stehen fahren und auch harte Schläge abfedern kann, lernt es heute. Nach etwa 5 Stunden Fahrzeit erreichen wir die Universitätsstadt Popayán. Sie ist seit Reisebeginn mit über 280.000 Einwohnern die größte Stadt, die wir durchfahren und man merkt es dem lebendigen Treiben in ihren schmalen Straßen auf den ersten Blick an. Schon vor fast 500 Jahren wurde die Siedlung von den spanischen Konquistadoren gegründet, die von hier aus auf dem Weg nach Norden waren, um den legendären Goldschatz von El Dorado zu finden. Der Hauch der Jahrhunderte weht auch durch die Flure des Hotels Dann Monasterio. Das ehemalige Kloster hat in seinem Innenhof einen bewachten Parkplatz, bei dem die Motorräder zwar nicht trocken aber sicher stehen. Direkt in der Innenstadt gelegen finden sich in Popayán zahlreiche kulinarische Möglichkeiten. Nicht zu übersehen, ist hier der indigene Bevölkerungsanteil. Unter den Ureinwohnern des Landes ist der Widerstand gegen Korruption und die oligarchische Oberklasse, die Kolumbien fest im Griff hat, besonders ausgeprägt. An vielen Hauswänden prangen Parolen, die mehr soziale Gerechtigkeit einfordern. Die Stadt ist darüber hinaus Knotenpunkt für die vielen indigenen Gemeinden, die abgelegen in der Umgebung verteilt liegen.

Endspurt durch die Kulturen Kolumbiens

Indigene Einwohnerinnen der Region um Silvia
Indigene Einwohnerinnen der Region um Silvia

Mit dem Aufbruch in Popayán beginnt die letzte Etappe der Vuelta Colombiana-Rundtour durch Kolumbien. Mit gerade einmal 199 Kilometern ist sie überschaubar, so dass wir unterwegs noch etwas Zeit finden, um die Streckenführung durch zwei Orte zu legen, die die ethnische Vielfalt Kolumbiens verdeutlichen. Gleichzeitig ist dieser letzte Abschnitt der Reise fahrerisch noch einmal ein Zusammenfassung der vergangenen Tage. Zunächst schlängeln wir uns entlang des Cauca-Flusses aus Popayán heraus nach Nordosten und fahren auf der Nationalstraße 26 Richtung Totoró in die Berge. Dort verlassen wir die asphaltierte Straße und schottern nach Norden in die indigene Gemeinde von Silvia. Hierher kommen die indigenen Bewohner der Region zu Kirchgang und Einkaufen mit ihren bunt bemalten, uralten Bussen, denen man zur Kapazitätserweiterung einfach Sitzbänke aufs Dach geschraubt hat. Im Parque Pricipal in der Ortsmitte können wir die Motorräder abstellen und die für einige Zeit entspannte Atmosphäre des Ortes in uns aufnehmen. Silvia verlässt man dann in Richtung Westen. Eine Asphaltstraße mit unzähligen Kurven in allen Radien führt uns etwa 70 Kilometer in etwa 1200 Meter Höhe auf einer Hügelkette wieder an den Río Cauca heran. Der wird hier von der Salvajina-Talsperre auf 26 Kilometer Länge zur Stromerzeugung aufgestaut. Ein idealer Ort für die Mittagsrast. Während der Fahrt entlang des Stausees lohnt es sich, nach dem kleinen offenen Restaurant mit Blick über den See auf der linken Straßenseite Ausschau zu halten. Gestärkt fahren wir nun hinab zum Cauca-Fluss. Nachdem er wieder aus dem Stausee frei gelassen wurde, überqueren wir ihn gleich über eine Brücke und fahren in die Stadt Suárez hinein. Hier sind wir schon an der Flanke der westlichsten der drei Anden-Kordilleren und die ethnische Zusammensetzung ist ein völlig andere. Hier sind kaum noch indigene Ureinwohner zu sehen. Dafür viel afrikanisch-stämmige Menschen. Die Stadt Suárez soll einst von entlaufenen, afrikanisch-stämmigen Sklaven gegründet worden sein, die von den Zuckerrohrplantagen der Region geflohen waren. Heute wird in der Gegend neben Kaffee und Mais immer noch Zuckerrohr angebaut, doch der Bergbau südöstlich der Stadt spielt nun die Hauptrolle. Für den Besuch der Innenstadt mit dem Motorrad muss wissen, dass hier die mit Abstand chaotischsten Verkehrsverhältnisse herrschen. Das Gewimmel ist unbeschreiblich und allein schon deshalb sehenswert. Suárez ist an den Hang über den Río Cuaca gebaut und viele der Sträßchen, in denen man stecken beleibt sind sehr abschüssig. Wer auf der letzten Etappe noch einmal die eigenen Fähigkeiten des Anfahrens am Berg verfeinern möchte, ist in dieser lebendigen Stadt genau richtig.
Der Cauca-Fluss wird von nun an unser treuer Begleiter sein, an dessen Seite wir über schmeichelnde Kurven durch die hügelige Hochebene in das Valle del Cauca hinein folgen. Am Abschluss der Reise erwartet uns das großstädtische Cali mit der nachmittäglichen Rush-Hour als Endgegner. Ist auch diese letzte Prüfung bestanden, ist die Vuelta Colombiana an ihrem Ausgangsort angelangt und damit zu Ende.