Tag 1 Moroccan Dreams Tour – Briefing in Marrakesch

Bei jeder organisierten Motorrad-Tour, an der ich teilnehme, ist es immer ein kleines Abenteuer und eine große Überraschung, wenn man sich das erste Mal mit den Mitfahrern der Tour zum Briefing trifft. Morgen beginnt die „Moroccan Dreams Exclusive“-Tour des Veranstalters „Wheels of Morocco” und ich werde dabei sein. Mein Tour-Buddy Sean aus London hatte mich im Februar auf die Idee gebracht. Mit ihm war ich schon in Kolumbien unterwegs gewesen und als er mich fragte, ob ich nicht Lust hätte, mit auf diesen Motorrad-Trip durch Marokko zu kommen, hatte ich spontan zugesagt. Zusätzlich zu einer herausfordernden Route, einem ordentlich gewarteten Motorrad und einer integren Tourenleitung ist mir auch immer wichtig, dass nette Leute dabei sind. Mit Sean kannte ich schon mal einen und vertraute seiner Einschätzung, dass die anderen auch in Ordnung sein würden.

Um 17 Uhr treffen wir uns an der Pool-Bar des Adam Park-Hotels in Marrakesch zum ersten Mal mit Tourenführer Greg und allen anderen. Man sieht den Leuten dort bis auf das ein oder andere Motorrad-T-Shirt nicht unbedingt an, dass sie zum Motorradfahren hier sind. In der Vorstellungsrunde offenbart sich dann eine bunte Mischung:

Gidrius und Ingrida leben in Litauen, Tomas ebenfalls. Gerardo und Lori kommen aus den kanadischen Rocky Mountains. Scott lebt dagegen auf einer 25 Kilometer langen und fünf Kilometer breiten Karibikinsel der britischen Überseegebiete. Viel Platz zum Motorradfahren hat er dort nicht, aber viel Erfahrung. Denn Scott hatte die algerisch-marokkanische Grenze das erste Mal überquert, als viele von uns anderen noch nicht auf der Welt waren.
Sean wohnt wie erwähnt in England und hat dort eine Custom Motorbike-Schmiede. Einen besonderen Hintergrund haben auch Elena und Jo. Er fährt in New York einen Ural-Nachbau mit Beiwagen. In dem hat seine Frau schon einige Zeit verbracht, dafür aber noch nie hinten auf dem Motorrad als Sozia gesessen. Ich lebe in Deutschland und fahre dort und auf allen Touren ins europäische Ausland meine BMW F 800 GS.

Moroccan Wheels-Gründer Greg stammt aus Ungarn. Damit hat das Team eine kleine europäische Mehrheit. Die „Moroccan Dreams“-Tour werde ausschließlich auf Asphalt zu bewältigen sein, erklärt er. Das wusste ich zwar schon, aber ich hätte es mir anders gewünscht. Wenigstens ein bisschen offroad. Zunächst wird die Route von Marrakesch nach Westen an die Atlantik-Küste nach Essaouira führen. Von dort werden wir weiter am Meer entlang nach Süden bis kurz vor Agadir fahren und dort einen Tag Pause machen. Etwas früh für meinen Geschmack, denn nach zwei Tagen Motorradfahren mit je etwa 150 Kilometern Etappe brauche ich sicherlich noch keine Ruhepause. Sei’s drum. Vielleicht gibt es in der Zeit Interessantes zu sehen oder zu unternehmen. Am nächsten Morgen werden wir noch weiter nach Süden bis hinab nach Mirleft fahren, das ebenfalls am Atlantik liegt. Am fünften Tag der Motorradreise verlassen wir endlich die Küste, erklimmen die Gebirgskette des Antiatlas und übernachten mitten in den Bergen bei Tafraoute. Von dort fahren wir weiter in die alte Karawanenstadt Taroudant in der Tal-Ebene zwischen Antiatlas und Atlasgebirge. Nach einer Übernachtung in einem Riad werden wir den hohen Atlas über den berüchtigten Tizi n’Test-Gebirgspass queren und auf der anderen Seite in Ouirgane ein letztes Mal Quartier beziehen. Am nächsten Tag wird es dann nur noch eine kurze Etappe von 80 Kilometern zurück nach Marrakesch sein, wo wir aller Voraussicht nach noch am Vormittag ankommen werden.

Die Motorräder haben weder Boxen noch Softbags, in denen wir „Handgepäck“ mitnehmen. Ein Begleitfahrzeug, das der einheimische Abdou fahren wird, transportiert unsere neongrünen 35-Liter-Drybags, die wir beim Briefing ausgeteilt bekommen. Alles, was wir auf der Reise brauchen, packen wir da hinein. Der Rest bleibt im Koffer und bis zu unserer Rückkehr im Hotel. Mein Drybag wird wohl nur halb voll werden. Denn mit jeder Motorradreise lerne ich dazu, was man alles unterwegs nicht braucht. Deswegen habe ich bei dieser Reise mein Gepäck deutlich reduziert und ich bin gespannt, welche Dinge ich nach dieser Tour von meiner Packliste streichen werde.