Motorrad-Reiseführer Kolumbien - La Vuelta Colombiana

Überblick - Mit dem Motorrad durch Kolumbien

Kolumbien ist ein berüchtigtes, vor allem aber ein bedauerlich missverstandenes Land, über das wir auf Anhieb einige drastische Stereotype von uns geben können, ohne jedoch genaueres zu wissen. Bei deutlicherem Hinsehen entpuppt sich vieles davon als veraltet, andere Bruchstücke unserer Kenntnisse schlicht als mediale Vorurteile. Zwei ausgezeichnete Voraussetzungen, um Kolumbien selbst zu besuchen, auf eigene Faust aus der Nähe zu entdecken und sich ein eigenes Bild zu machen. Wer einmal die Vuelta Colombiana-Rundtour durch Kolumbien gefahren ist, wird nicht nur ein herausforderndes Motorrad-Abenteuer in den unterschiedlichsten Naturräumen und Klimazonen erlebt haben, sondern auch von einer zuvorkommenden Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen Kolumbiens erzählen können, die ihresgleichen sucht.

Motorräder BMW GS bei der Motorradreise durch Kolumbien
Kurze Pause auf der Schotterpiste durch die Tatacoa-Wüste

Dichter dran, als mit dem Motorrad kann man nicht kommen. Allerdings muss man kompromissbereit bleiben. Um sich nicht zu verzetteln ist es wichtig eine Route abzustecken, auf der man möglichst viel vom Wesenskern der Region zwischen Pazifik, Karibik und Andenwelt erlebt, ohne endlose, inhaltsleere und kontrastarme Asphalt-Kilometer abzuspulen. Denn Kolumbien ist doppelt so groß wie Spanien oder Kenia. Vor allem ist es vielfältig; mit einer jahrtausendelangen Geschichte, die schon lange vor den spanischen Konquistadoren beindruckende Kulturerzeugnisse hervorbrachte. Ein Land, in dem man

  • von den kilometerhohen Bergrücken der Anden auf die Wolken herabschauen,
  • sich von der Sonne das Bacardi-Feeling der palmengesäumten Karibik-Strände in die Haut brennen lassen,
  • durch mystische, nebelige Regenwälder schottern und dort die steinernen Totenwächter längst untergangener, uralter Kulturen entdecken oder
  • in bizarren Wüstenlandschaften offroad in die Sonne reiten kann.

Fahrstreckenbeschreibung

Los geht's von Cali im Cauca-Tal

Irgendwo fängt jede Tour einmal an. Wer nicht in Kolumbien wohnt, muss dort erst ankommen. Diese Rundtour durch Kolumbien beginnt deshalb in Cali, einer zweieinhalb Millionen-Stadt im Südwesten Kolumbiens auf 1000 Meter Meereshöhe. Cali ist wirtschaftlich und formal die Hauptstadt des Departements Valle del Cauca. In diesem Tal wird die Rundreise Anfang und Ende nehmen. Die Stadt wurde 1536 gegründet und gilt als Welthauptstadt des Salsa. Gleichzeitig ist sie die gefährlichste Stadt Kolumbiens mit einer Mordrate von 45 je 100.000 Einwohner. Durch die Nähe zum Äquator gibt es in Cali keine Jahreszeiten und die Durchschnittstemperatur liegt bei angenehmen 26 Grad.
Hier gibt es nicht nur einen internationalen Flughafen, sondern auch eine breite Auswahl an Unterkünften. Vor allem gibt es hier eine Motorradinfrastruktur mit Verleihern, Verkäufern, Werkstätten und Tourguides.

Hoch nach Salento

Mit der Drahtseilfähre über den Río Cauca
Mit der Drahtseilfähre über den Río Cauca

Von Cali fährt man etwa acht Stunden über gut 270 Kilometer in das einen Kilometer auf 1895 m gelegene Salento. Das Cauca-Tal haben wir damit genauso verlassen, wie das gleichnamige Departement und sind nun in der kolumbianischen Kaffeeanbauregion Quindío. Auf dieser Etappe kreuz die Tour das erste Mal ein Gewässer. Das geschieht mit einer Drahtseilfähre, die allein von der Strömung auf die andere Seite gedrückt wird. Dort ist das Herunterfahren von der Fährrampe auf einer schmalen Spur lehmiger Erde bergauf die erste Bewährungsprobe. Etappenziel ist die Gemeinde Salento in der Zentralkette der Anden. Sie hat nur etwas mehr als 7000 Einwohner, wurde erst 1842 gegründet und wirkt mit den hohen Gehsteigen, wie eine tropische Westernstadt. Die Straßen sind oft steil, gesäumt mit offenen Ladengeschäften für einheimisches Kunsthandwerk, denn Salento ist auch kolumbianischen Touristen einen Besuch wert. Das Essen ist ausgezeichnet. Wer schon jetzt aus dem kulinarischen Trott von Reis und Bohnen, die uns auf dieser Reise unausweichlich oft begegnen werden, ausbrechen möchte. Kann sich in das oben offene Labyrinth des Camino Real-Restaurants wagen. Dort kann man sich an die ausgezeichneten, gewaltigen Burger Kolumbiens herantasten und wer nach scharfem Aji (Chilisauce) fragt, findet hier den schärfsten Dip der ganzen Reise. Aber Vorsicht: Toiletten sind auf der nächsten Etappe rar. Ich übernachte im Hotel Salento Real. Dort gibt es eine Tiefgarage, in der man das Motorrad sicher und trocken abstellen kann. Die um einen mehrstöckigen überdachten Innenhof angelegten Zimmer sind landestypisch rustikal eingerichtet und haben ein eigenes Bad. Wer schon am frühen Nachmittag dort ankommt und noch etwas Kraft übrig hat, kann nach Osten dem Quindío-Fluss folgen und in das Cocora-Tal hineinfahren, um die einzigartigen, turmhohen Wachspalmen zu sehen, die Alexander von Humboldt auf seiner Südamerika-Expedition als erster Europäer beschrieb und die seit einiger Zeit Kolumbiens Nationalbaum sind.

Coffee to go und über die Anden nach Honda

Nicht nur in Bezug auf die Höhenmeter geht es auf der zweiten Etappe der Vuelta Colombiana steil nach oben. Auch der fahrerische Anspruch steigt. Denn der erste Streckenabschnitt führt auf einem groben, mit großen, runden Feldsteinen gepflasterten Feldweg von Salento etwa 150 Meter hinab an die sanften Hänge des vom Quindío-Fluss geformten Tales.

Übersichtskarte der Motorradreise durch Kolumbien

In der Übersichtskarte könnt ihr auf die einzelnen Teilstücke klicken und erhaltet eine Beschreibung des Streckenabschnitte, mit allen weiteren Daten, die ich selbst während der Fahrt aufgezeichnet habe. An den jeweiligen Etappenzielen sind meist eine selbst überprüfte Übernachtungsmöglichkeit und ein vernünftiges Restaurant im Ort per Symbol angezeigt. Zusätzlich findet ihr noch einige Sehenswürdigkeiten, die man einfach nicht verpassen sollte, wenn man dort ist. Am Ausgangs- und Endpunkt der Reise gibt es so viel Auswahl an Unterkünften und Restaurants, dass deshalb keine Empfehlungen angegeben sind.

Etappeninfos

Wo übernachten? Wo essen? Was machen?

Die folgenden Infos haben schon mal in echt funktioniert:

Cali

Übernachten in Cali

  • In der Millionenstadt gibt es naturgemäß viel Auswahl. Ein angenehmes, ruihiges Viertel mit guter gastronomischer Infrastrukturgibt es in Granada. Ausprobiert habe ich dort das Hotel Movich Casa del Alferez. Es hat auch eine Tiefgarage zum sicheren und trockenen Abstellen von Motorrädern.

Essen in Cali

  • Angus Beef
    Cl. 12 Nte., Cali, Valle del Cauca, Kolumbien
    ErnstzunehmendeBurger ohne Schnickschnack für einen vernünftigen Preis.
  • Peru Peñon

    Cl. 1 Oe. 2-40, Cali, Valle del Cauca, Kolumbien

    Ausgezeichnete peruanische Küche. Wer Ceviche mag, sollte sie hier essen.

Anschauen in Cali

  • Auch ohne viel Zeit lohnt ein Spaziergang durch den Parque Simón Bolívar und über die Brücke rüber in das Gewusel in der Innenstadt von Cali.

Salento

Übernachten in Salento

  • Auswahl gibt es im kleinen Salento trotzdem viel, weil das Städtchen nicht so abgelegen ist. Ausprobiert habe ich das bodenständige Hotel Salento Real.

Essen in Salento

  • Camino Real
    Cra. 6 1-35, Salento, Quindío, Kolumbien

    Massive Burger, auf Wunsch mit extremer Habanero-Chili-Sauce

Anschauen in Salento

  • Die Region ist für ihren Kaffeeanbau berühmt. Auf der Finca El Ocaso kann man einfach nur einen ausgezeichneten Kaffee trinken oder aber auch die Felder besuchen. Eine Kaffeeplantage mit Familientradition, auf der Wert auf die Kaffeekultur und deren Vermittlung gelegt wird. Mein Anspruch an alle meine Reisen ist es, die Regionen nicht nur zu durchfahren, sondern möglichst viel davon mit darüber hinaus gehenden Erlebnissen zu verbinden und so ein bisschen mitzunehmen. Ohnehin wäre es eine Unverfrorenheit, eines der berühmtesten Kaffeeanbaugebiete der Welt zu besuchen, ohne nicht wenigstens einen Vormittag etwas über Anbau, Ernte, Verarbeitung und Zubereitung zu erfahren. Mit dem hier erworbenen und mit echtem Herzblut für die Sache des Kaffees vermittelten Wissen ist man dann auch in den Fachsimpeleien deutscher Möchtegern-Baristas in der Pole-Position.